Zeche Kaiser Friedrich

Zeche Kaiser Friedrich

Die Tiefbauzeche Kaiser Friedrich in DO-Menglinghausen entstand erst 1889 aus ihrer am Orte liegenden Vorgängerzeche Holthausen und den Eichlinghofener Tiefbauzechen Vereinigte Hummelbank und Vereinigte Henriette. Die Eichlinghofer Zechen begannen ihre Geschichte in der sogenannten „Kleinen Baroper Heyde“, die sich nördlich der heutigen Stockumer Straße vom Rüpingsbach nach Westen bis zum Dorf Eichlinghofen erstreckte. Bereits im 15. Jahrhundert wurde wie auf der weiter östlich liegenden „Großen Baroper Heyde“ Kohlengräberei mit Pütts betrieben, weil hier das flözführende Karbon keine Mergelüberdeckung hat, sondern direkt unter einer dünnen Lössschicht liegt.

Bild001
Stollen Anna Catharina ab 1855 Zeche Hummelbank.
Abb. 1: Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA), 1854, ergänzt von Tilo Cramm

Um 1700 bildeten sich kleine Gewerkschaften (Gesellschaften), deren Gewerken (Anteilseigner) in vorderster Linie die Groß-Baroper Bauern Thieheuer und Hummelbeck waren. Sie begannen mit ihren Zechen Frischgewagt, Haberbank und Augenschein aus dem Tal des Rüpingsbachs, kurz nördlich der Brünninghauser Straße (heute Stockumer Straße) Stollen nach Westen vorzutreiben, die durch Lichtlöcher entlüftet wurden. Es gab viele Rückschläge. Doch den längsten Atem hatte Hummelbeck mit seiner Zeche Hummelbank, die 1755 den Stollen Anna Catharina übernahm und nach Westen weiter vortrieb. 1796 unternahm Hummelbeck sogar den Versuch, mit einem Gesenkschacht unter die Stollensohle zu kommen, um weitere Kohlenvorräte aufzuschließen. Er trieb seinen Stollen unter die überdeckende Mergelschicht und brachte 1809 in Handarbeit einen 20 m tiefen Schacht durch den Mergel bis zum Karbon hinunter. Das ist wohl der älteste Bericht zur Überwindung des wasserreichen Mergels im Ruhrgebiet.

Mittlerweile gab es im Barop-Eichlinghofer Raum eine Reihe von jeweils auf ein Flöz verliehenen Längenfeldern und Geviertfeldern, denen mehrere Flöze genehmigt waren, die 1857 zur Zeche Vereinigte Hummelbank zusammengeschlossen wurden. Erst jetzt versuchte man auf Tiefbau überzugehen. Ganz im Westen des Grubenfeldes wurden 1863 südlich vom Steinsweg ein 140 m langer Versuchsschacht schräg im Flöz und daneben ein 19 m tiefer Förderschacht geteuft. Eine Dampffördermaschine kam zum Einsatz. Wahrscheinlich aus finanziellen Gründen schloss sich Hummelbank 1871 zuerst der Zeche Holthausen an, bis beide 1872 von der Zeche Henriette erworben wurden. Hinter Henriette stand die finanzstarke Gesellschaft „Potsdam“, die das gesamte Grubenfeld von Eichlinghofen aus erschließen wollte. Die drei Zechen arbeiteten vorläufig selbständig weiter. Die Schachtanlage Hummelbank erreichte 1875 mit 88 Mann Belegschaft ihre höchste Jahresförderung von rd. 54 400 t. Bereits 1881 wurde die kleine Zeche jedoch wegen Abbaus der erreichbaren Kohlenvorräte stillgelegt und ging 1889 in Kaiser Friedrich auf.

Bild002
Verleihungsriss Henriette No 1.
Abb. 2: Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA)Markscheider G.Engelhardt, Zeichner K.Hillberg, Juli 1855, ergänzt von Tilo Cramm
Bild003
Lochstein Henriette von der Stockumer Straße, 1870.
Abb. 3: Foto Heitmann, Archiv Karl-Heinz Strothmann
Bild004
Lochstein Henriette an der Hugo-Heimsath-Straße, 1990.
Abb. 4: Tilo Cramm

Vor 1831 gab es in Eichlinghofen bereits den Stollen Henriette. Aber erst 1848 erfolgte die Verleihung des Längenfeldes Henriette I und des Geviertfeldes Henriette II. Ein Lochstein (Grenzstein) des letzten Feldes von 1849 wurde um 1980 am Westrand des Dorfes Groß-Barop gefunden und in eine Mauer der Hugo-Heimsath-Straße mit abgeschlagener Rundung eingesetzt. Er steht heute unter Denkmalschutz.

Bild005
Grundriss Henriette, 1880
(Wettersohle blau, 1. Sohle rot).
Abb. 5: Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA), ergänzt von Tilo Cramm
Bild006
Profil Zeche Henriette, 1880.
Abb. 6: Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA), ergänzt von Tilo Cramm

1856 wurden die beiden Geviertfelder Henriette I und II zu Vereinigte Henriette der neu gegründeten Bergwerks-AG Potsdam zusammengeschlossen; 1861 kam das Geviertfeld Henriette III hinzu. Die finanzstarke Gesellschaft begann 1856 mit dem Teufen des Schachtes Sanssouci, der ein Jahr später nach Überwindung einer 17 m starken Deckgebirgsschicht das flözführende Karbon erreichte. Nach Ansetzen der sogenannten Stollensohle bei 58 m und der 1. Sohle bei 109 m Teufe begann 1859 die Kohlenförderung mit einem Malakoffturm. Diese gemauerten, starken Fördertürme waren damals für Tiefbauschächte Stand der Technik, da sie die höheren Seilkräfte im Vergleich zu Holzgerüsten besser abfingen. Der Name stammt von einem starken Festungsturm von Sewastopol auf der Krim, der 1855 im Krimkrieg erobert worden war.

Bild007
Mundloch des Förderstollens Henriette, 1925.
Abb. 7: Rolf Gephart
Bild008
Flötzkarte Hoerde, Ausschnitt Barop, 1880.
Abb. 8: Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA), ergänzt von Tilo Cramm

Pferdewagen brachten die geförderten Kohlen über die Brünninghauser Chaussee zur Station Barop der Bergisch-Märkischen Eisenbahn. Mit wachsender Kohlenförderung war man jedoch gezwungen, eine leistungsfähigere Lösung zu finden. So setzte die Zeche 1861 unterhalb der heutigen Straße Am Gardenkamp einen Stollen an, fuhr ihn nach Westen zum Schacht Sanssouci und baute vom Stollenmundloch eine Pferdebahntrasse bis zur Verladung an der Station Barop. Der Bahndamm nördlich des Rüpingsbachs ist von der Stockumer Straße aus noch gut zu erkennen. Beispielsweise wurden 1866 mit dieser Kohlenschleppbahn rd. 33.000 t befördert. Die Zeche hatte bereits eine Belegschaft von 152 Mann. Als 1872 die Verwaltung plante, den Schacht Sanssouci auch für die Grubenfelder Hummelbank und Holthausen zum Hauptförderschacht zu machen und die Kohlen mit einer Normalspur-Zechenanschlussbahn von der beim Schacht Sanssouci im Bau befindlichen Separation (Sieberei) nach Barop zu bringen, regte sich Widerstand in der Bevölkerung. Auch die Gemeinde Barop fürchtete den Verlust an Steuern, weil die Kohlen dann nicht mehr aus dem auf Baroper Gebiet liegenden Stollenmundloch heraus zum Bahnhof geschleppt würden. So war die Pferdebahn noch bis 1884 in Betrieb.

Bild009
Bergleute von Henriette vor, 1880.
Abb. 9: Archiv Karl-Heinz Strothmann

Bereits 1868 zwang ein Grubenbrand zur Aufgabe eines Feldesteils. Die Verwaltung von Potsdam aus war schwierig, was wohl auch deswegen zwei Jahre später zur Insolvenz führte. Die 1871 gerade gegründete AG „Bergisch-Märkischer Bergwerks-Verein in Dortmund“ erwarb Henriette und 1872 auch Holthausen und Vereinigte Hummelbank, um von Henriette aus alle Grubenfelder zu erschließen. Obwohl 1873 die „Gründerkrise“ begonnen hatte, 1876 die Grube nach Regenfällen absoff, Tagesbrüche eintraten und das Nordfeld wegen Einbruchs von Tageswässern abgedämmt werden musste, brachte man den Schacht Sanssouci 1879 auf seine Endteufe von 206 m. Trotz aller Schwierigkeiten erzielte man 1881 mit einer Belegschaft von 355 Mann die höchste Jahresförderung von 89.000 t.

Bild010
Halde Henriette um 1900.
Abb. 10: Norbert Meier
Bild011
Malakoffturm Schacht Sanssouci der Zeche Henriette im Abbruch, 1895.
Abb. 11: Archiv Karl-Heinz Strothmann
Bild012
Förderstollen Henriette 2,1 m hoch, 2,4 m breit, für Pferde geeignet, 2009.
Abb. 12: Torsten Klüver

1883 gingen die selbständig geführten Zechen Henriette, Hummelbank und Holthausen als Auswirkung nicht sehr günstiger Abbauverhältnisse und finanzieller Probleme an die Gewerkschaft Baroper Steinkohlenbergwerke über. Diese Gesellschaft bestimmte nun den Schacht Holthausen zum Hauptförderschacht. Die Zeche Hummelbank war bereits stillgelegt worden. Der Schacht Sanssouci von Henriette diente von 1884 bis zur Stilllegung 1889 noch der Hebung von Grubenwasser, der Belüftung und der Eigenbedarfsförderung zum Betrieb der Dampfmaschinen. Die Pferdebahn kam zum Erliegen, sie hatte über zwanzig Jahre dem Kohlentransport gedient. Der nicht mehr benötigte Schacht wurde 1894 verfüllt und der Malakoffturm 1911 abgerissen. Zum Schutz einer Siedlung wurde der eigentlich solide ausgemauerte Henriette-Stollen – der im Zweiten Weltkrieg Luftschutzraum gewesen sein soll (Beckemeier) – 2009 vom Schachtstandort aus über Bohrlöcher verfüllt.

Die Menglinghauser Zeche Holthausen hatte als Vorgängerin den Schönfelder Erbstollen, der um 1771 unterhalb der Hombrucher Mühle (Grotenbachstraße) vom Rüpingsbach nach Westen aufgefahren worden war. Diese kaum genutzte Bergbauberechtigung kam später zur Zeche Holthausen. Ihr wurden 1849 die Geviertfelder Holthausen und Holthausen II-VI verliehen, die 1858 mit einigen Längenfeldern zur Gesamtberechtsame Holthausen vereinigt wurden.

Bild013
Profil Schacht Holthausen, 1880.
Abb. 13: Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA), ergänzt von Tilo Cramm

Nachdem 1872 die Zeche Henriette, hinter der die „AG Bergisch-Märkischer Bergwerks-Verein in Dortmund“ stand, das Feld Holthausen erworben hatte, begann sie sofort mit dem Niederbringen des Schachtes Holthausen. Da der Schachtansatzpunkt im flözführenden Karbon lag, musste kein Wasser führender Mergel überwunden werden. Der rechteckige Schacht mit den Maßen 3,42×6,067 m (20,75 m²) erreichte 1873 bei 135 m die 2. Sohle. Der Schachtquerschnitt war etwas größer, als beispielsweise der vom Schacht Clausthal von Louise Tiefbau, besaß wohl auch fünf Trume (Abteilungen): zwei für die Förderung und jeweils eines für Pumpen, Fahrung auf Leitern sowie Reserve. Die Förderung wurde 1875 mit einem Malakoffturm aufgenommen, jedoch von 1876 bis 1879 wieder eingestellt. Der Grund wird in der noch anhaltenden Gründerkrise, aber vor allem im Fehlen eines Eisenbahnanschlusses gelegen haben. Dieser wurde erst 1881 eingerichtet. Der Bahndamm ist beiderseits der Straße Am Spörkel nahe des Abzweigs der Straße Harkortshof noch vorhanden.

1883 errichtete die neue 1.000-teilige (1.000 Kuxe = Anteile) Gewerkschaft Baroper Steinkohlenbergwerke auf ihrer Hauptanlage Holthausen eine Separation und Kohlenwäsche der Dortmunder Firma Schüchtermann & Kremer und eine Flammofenkokerei mit 40 Öfen der Firma Coppée. Mit Übernahme der vollen Förderung durch Schacht Holthausen kamen 1884 beide in Betrieb. Das anfallende Kokereigas wurde zur Beheizung der Dampfkessel und Koksöfen verwendet. Die Zeche Holthausen erreichte ein Jahr später mit einer Belegschaft von 695 Mann ihre höchste Jahresförderung von 160.000 t, die Kokerei erzeugte 24.424 t Koks.

Bild014
Grubenfeld Kaiser Friedrich.
Abb. 14: Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA), ergänzt von Tilo Cramm

Das positive Bild täuschte jedoch: Die anhaltende Absatzkrise mit niedrigen Verkaufspreisen war 1887 trotz gedrückter Löhne Ursache des Konkurses und der Liquidation der Gesellschaft. Ein Konsortium unter Betriebsführer Eckardt führte den Betrieb vorerst jedoch weiter, bis die Zeche für das 1. Quartal 1888 vom Mülheimer E. Nedelmann übernommen wurde. Er verkaufte sie 1888 für 120.000 Mark an Bankdirektor E. Heimsoth (Dortmund), Bankier M. Beer und Gustav Waldthausen (Essen). Bald danach wurde der von den Käufern gebildete Vorstand durch Dr. Friedrich Springorum, Dortmund, und Dr. Eltzbacher, Köln, ergänzt. Steigende Kohlenpreise ermöglichten den neuen Gewerken sogar wieder eine Ausbeute. Als 1888 Friedrich III. Deutscher Kaiser wurde, nannten die Gewerken ihre Gesellschaft nun Gewerkschaft Kaiser Friedrich. Schacht Holthausen wurde Kaiser Friedrich Schacht 1. Ein 1888 nördlich des Schachtes von unter Tage 190 m zur Tagesoberfläche aufgebrochener Wetterschacht erhielt keine Nummer. Noch 1888 wurden alle bisherigen Geviertfelder – Henriette, Hummelbank, Holthausen und einige Längenfelder – zum Gesamtfeld Kaiser Friedrich konsolidiert (vereinigt). Das von Kaiser Friedrich aus nicht wirtschaftlich zu bauende Nordwestfeld mit Hummelbank übernahm 1892 die neue Gewerkschaft Oespel.

Der Abbau lief anfangs so gut, sodass die Gewerken (Anteilseigner) Ausbeute (Gewinn) erzielten. So erhielten 1891 langjährige Bergarbeiter sogar Weihnachtsgeld. Auch das Nullen – Nichtanrechung schlecht beladener Förderwagen – ging zurück und hatte nur wenige Strafgelder zur Folge. Aber bereits ein Jahr später mussten 38 „Feierschichten“ wegen Eisenbahnwaggonmangels eingelegt werden. Ein Seilbruch im Schacht 1 ging glimpflich aus, hatte aber zur Folge, dass die Kumpel „Fahrten putzen“ (klettern) mussten.

1889 erhielt der 290 m tiefe Schacht Kaiser Friedrich 1 (Holthausen) eine Ausmauerung, um dem gefürchtetem Zusammenbrechen des Holzausbaus durch Vermorschung zu entgehen. Am 16.9.1901 brach der Schacht wegen einiger Schäden trotzdem zusammen und wurde verfüllt. Der Malakoffturm wurde danach abgebrochen.

Am 16.12.1893 ließ das Dortmunder Oberbergamt die Belegschaft aller von ihr überwachten Zechen zählen. Kaiser Friedrich hatte an diesem Tag 548 Belegschaftsmitglieder, von denen 272 in Kirchhörde, 107 in Barop, 95 in Menglinghausen, 64 in Eichlinghofen und der Rest in der weiteren Umgebung wohnte. Von der Gesamtbelegschaft besaßen 52 ein Haus, 21 wohnten in „Colonien“ und alle anderen bei Verwandten oder zur Miete. Zwei Drittel waren evangelisch, ein Drittel war katholisch. Von 39 fremdsprachigen Bergleuten waren 31 polnischer Herkunft. Eine erneute Belegschaftszählung ergab 1907, dass 25 % der Arbeiter aus östlichen Provinzen Deutschlands stammten und im Wesentlichen polnische Bindungen hatten.

Bild015
Kaiser Friedrich Schacht 2.
Abb. 15: Steinkohlenbergbauverein, Sammelwerk 1902
Bild016
Neuer Schacht Kaiser Friedrich 1 links über der Wäsche, Malakoffturm Holthausen in der Mitte, Kaiser Friedrich 2 rechts, um 1908.
Abb. 16: Klaus Winter
Bild017
Kaiser Friedrich um 1910.
Abb. 17: Klaus Winter
Bild018
Kaiser Friedrich von Nordosten.
Abb. 18: Hans-Jürgen Lewer

Da Schacht 1 seine Kapazitätsgrenze erreicht hatte, begann man 1895 mit dem Teufen des neuen Förder- und Frischwetterschachtes Kaiser Friedrich 2. Er besaß den lichten Durchmesser von 4,5 m (15,9 m²) und wurde von vornherein ausgemauert. Die Dampfmaschine der Prinz-Rudolf-Hütte in Dülmen mit dem Zylinderdurchmesser von 1,565 m und dem Kolbenhub von 2 m war damals wohl die größte im östlichen Ruhrrevier. Das Schachtgerüst von der Dortmunder Stahlbaufirma Jucho besaß die enorme Höhe von 45 m und trug Seilscheiben mit dem Durchmesser von 6,5 m. Die Fördergestelle nahmen je acht Förderwagen mit 625 l Inhalt und 1,5 t Gewicht auf. Die Förderung wurde am 1. Oktober 1896 von der 300m-(4.)-Sohle aufgenommen. Ende 1899 wurde die Zeche an ein Bankenkonsortium verkauft und etwa 1901 von der Dortmunder Union, Aktiengesellschaft für Bergbau-, Eisen- und Stahlindustrie (Hütten-Union) übernommen. Kaiser Friedrich war nun wie die Hombrucher Zeche Glückauf Tiefbau vor allem wegen ihres Kokses Hüttenzeche geworden. Der verfüllte alte Schacht 1 (Holthausen) wurde 80 m westlich von Schacht 2 durch den neuen Schacht Kaiser Friedrich 1 ersetzt. Dem 1905 von der Tagesoberfläche aus geteuften Schacht wurde von der 4. Sohle aus entgegengebrochen. So konnte der Schacht schon 1907 die Förderung aufnehmen und Abluft aus der Grube ziehen. Der nahegelegene Luftschacht wurde im selben Jahr aufgegeben und später verfüllt.

1908 wurde das stillgelegte Grubenfeld Louise zwischen Kaiser Friedrich und Glückauf Tiefbau geteilt. Am 8.9.1910 kam die Dortmunder Hütten-Union zusammen mit ihren Zechen Kaiser Friedrich und Glückauf Tiefbau (Louise Tiefbau mit Wiendahlsbank waren schon 1908 übernommen worden) und 1910 auch Tremonia zur Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG (Deutsch-Lux). Diese Großgesellschaft diente der Rationalisierung und war 1901 unter maßgeblichen Einfluss von Hugo Stinnes gegründet worden.

Durch die Überführung der benachbarten Grubenfelder in eine Gesellschaft konnte nach Tieferteufen der Schächte Kaiser Friedrich 1 und 2 bis zur 489-m-(6.)-Sohle seit 1912 im Feld Louise Abbau erfolgen, nachdem das Feld gesümpft – das Grubenwasser herausgepumpt – worden war. Mit Wiendahlsbank war 1911 ein Durchschlag erfolgt. Durch Schaffung einer gemeinsamen 781m-Sohle (8. Sohle) mit Glückauf Tiefbau plante man 1916 für Hombruch eine Abbaukonzentration mit dem Förderstandort Kaiser Friedrich, was jedoch nicht mehr erfolgte.

Bild019
Arbeiter des Tagesbetriebs Kaiser Friedrich, 1912.
Abb. 19: Archiv Inez Bertram
Bild020
Evangelisches Altersheim, das Heunerheim, vormals Bergmannsheim.
Abb. 20: Walter Gronemann

Im Jahr 1900 wurden an der Harkortstraße (seit 1929 Am Spörkel) für Bergleute 25 Zechenhäuser zu je vier Wohnungen bezugsfertig. 1903 besaß die Zeche 57 Arbeiter- und Beamtenhäuser für 98 Familien. Durch Zuzug von ledigen Arbeitskräften war 1911 der Bau eines größeren Bergmannsheimes – ein kleines Logierhaus bestand schon seit 1898 – notwendig geworden. Es stand Am Spörkel, dem Abzweig Grotenbachstraße gegenüber. Das Bergmannsheim diente im Ersten Weltkrieg als Unterkunft der auf Kaiser Friedrich eingesetzten Kriegsgefangenen. Nach Stilllegung der Zeche war es seit 1928 Altersheim der evangelischen Kirche bis zur Verlegung in den Neubau des Fritz-Heuner-Heims an der Stockumer Straße um 1980. Das alte Heim wurde dann bis auf die Umfassungsmauer abgerissen.

Bild021
Seilbahn von Kaiser Friedrich zur Hütten-Union um 1920.
Abb. 21: Archiv Karl-Heinz Strothmann
Bild022
Seilbahnen im Hombrucher Süden.
Abb. 22: Wilhelm Lackmann, ergänzt von Tilo Cramm
Bild023
Zubringerseilbahn von Giesbert über den Rüpingsbach, 1924.
Abb. 23: Emscher-Genossenschaft / Archiv Peter Kocbeck
Bild024
Seilbahn vom Rüpingsbach zur Stockumer Straße gesehen, 6.5.1940.
Abb. 24: Emscher-Genossenschaft / Archiv Peter Kocbeck
Bild025
Fundament an der Hauptantriebsstation, 2005.
Abb. 25: Tilo Cramm
Bild026
Fundamente der Seilbahn-Antriebsstation mit Gegengewichtsgrube, 2005.<
Abb. 26: Tilo Cramm
Bild027
Sockel eines Seilbahnmastes am Ostenberg.
Abb. 27: Tilo Cramm

Die Deutsch-Lux rationalisierte den Koks- und Kohlentransport ihrer Zechen zur Hüttenunion an der Rheinischen Straße durch Seilbahnen. Sie beauftragte die Kölner Firma Pohlig mit dem Bau einer 4,95 km langen Hauptlinie zwischen Kaiser Friedrich und der Hüttenunion – mit einem Tunnel unter der Eisenbahn und der Rheinischen Straße – und von Zubringerlinien von den Schachtanlagen Giesbert der Zeche Glückauf Tiefbau und von Tremonia. Baubeginn war im Oktober 1911, Inbetriebnahme 1913. Der Hauptantrieb lag am Fuß der Bergehalde Kaiser Friedrich. Das von 45 Seilbahnstützen getragene 50 mm starke Tragseil benötigte ein Gegengewicht von 50 t. Die Seilbahn lieferte vor allem Koks für die Hochöfen der Hütte und brachte Hüttenschlacke als Verfüllmaterial für die Grube oder zur Aufhaldung nach Kaiser Friedrich zurück. Zwei Haldenseilbahnen südlich der Hauptantriebsstation transportierten Schlacken und Grubenberge ab, wo die für Kaiser Friedrich typischen zwei Haldengipfel entstanden. 1974 kamen beim ihrem Abtragen die mächtigen Fundamente der Hauptantriebsstation zum Vorschein. Einige Sockel der Seilbahnstützen in Groß Barop und der Seilbahntunnel zeugen von der Seilbahn.

1913 erbrachte die Belegschaft der Zeche von 1.546 Mann ihre höchste Jahresförderung von 334.800 t, die Kokserzeugung lag bei 117.000 t.

Bild028
Westliche Batterie der Kokerei Kaiser Friedrich mit Koksausdrückmaschine, um 1900.<
Abb. 28: Franz Michael Ress
Bild029
Kokerei Kaiser Friedrich mit den Schächten 1 und 2, um 1912. Abb. 29: Klaus Winter
Bild030
Füllwagen der Kokerei Kaiser Friedrich.
Abb. 30: Norbert Meier
Säurekessel der Kokerei Kaiser Friedrich, um 1920.
Abb. 31: Album Glückauf Bau

Die 1883 errichtete Flammofenkokerei mit 40 Öfen war vor 1900 um 40 Destillationsöfen von Otto/Hilgenstock ergänzt worden, mit denen Nebenprodukte, wie Teer und Ammonsulfat gewonnen wurden. Im Jahr 1911 kamen 110 Öfen der Firma Koppers hinzu, die erstmals an der Ruhr mit Hochtemperatur-Silikasteinen aufgemauert wurden. Die letzten bekannten Statistiken melden für die Kokerei Friedrich drei Batterien mit 110, 70 und 50 = 230 (1927) bzw. 110, 65 und 50 = 225 (1940) Koksöfen. Die Nebengewinnung war 1913 um eine Benzolfabrik ergänzt worden.

Bild032
Lageplan der Zeche Kaiser Friedrich ca. 1915. H = Schacht Holthausen.<
Abb. 32: Ehemaliges Landesoberbergamt NRW (LOBA), ergänzt von Tilo Cramm

Während des Ersten Weltkriegs mussten Investitionen und Reparaturen der technisch veralteten Zeche unterbleiben. Kosten- und Absatzprobleme zwangen bereits 1924 zu Fördereinschränkungen. In der Montanindustrie kam eine Rationalisierungswelle mit Stilllegungen in Gang, der die sogenannten südlichen Randzechen, von denen im Kreis Hörde 1924/1925 auch Kaiser Friedrich, Glückauf Tiefbau und Wiendahlsbank zum Opfer fielen. Am 31.8.1925 wurde auf Kaiser Friedrich die letzte Schicht verfahren, 1.235 Bergleute verloren ihre Arbeit oder wurden zu den Nordzechen verlegt. Die beiden 488 m tiefen Schächte Kaiser Friedrich 1 und 2 wurden 1926 verfüllt. Die Gebäude nördlich der Schächte an der Straße Am Sturmwald wurden noch einige Jahre von der Vereinigte Rohrleitungs-GmbH genutzt. Die stillgelegten Bergwerke gingen am 1.4.1926 auf die Vereinigte Stahlwerke AG mit ihrer Bergbautochter Gelsenkirchener Bergwerks AG (GBAG) über. Diese baute gleichzeitig die Nordzechen, wie Adolf von Hansemann, Erin, Hansa und Vereinigte Stein und Hardenberg aus. Die veralteten Kokereien der Gesellschaft unterlagen dem Abbruch. Statt ihrer wurden in Dortmund auf Hansa und Minister Stein von 1927 bis 1930 moderne Großkokereien errichtet. Während der Bauzeit diente die Kokerei Kaiser Friedrich als Ausweichkokerei für Minister Stein. Die Kokskohlen wurden mit der Eisenbahn herangebracht. Der 11.10.1930 war Stilllegungstag auch für die Kokerei.

Der Abbruch der Tagesanlagen mit der Kokerei zog sich bis in die 1930er Jahre hin, die Bergehalde wurde erst in den 1970er Jahren zurückgebaut. Heute stehen auf Kaiser Friedrich noch ein vom Reiterverein Menglinghausen genutztes ehemaliges Schalthaus und ein Verwaltungsgebäude der Kokerei als Wohnhaus.

Ehemaliges Schalthaus.
Abb. 33: Peter Kocbeck
Ehemaliges Kokerei-Bürogebäude, 2005.<
Abb. 34: Tilo Cramm

So war 1924/1925 der Kohlenabbau in den seit 1926 zur GBAG gehörenden Hombrucher Grubenfeldern der Zechen Glückauf Tiefbau, Kaiser Friedrich, Louise Tiefbau und Wiendahlsbank zu Ende gegangen. Die GBAG hatte noch 1940 in einer Zeit dringenden Kohlenbedarfs ermittelt, dass seit Beginn des Tiefbaus von diesen Zechen insgesamt 60 Mio. t Kohlen abgebaut worden waren. Es wurde gleichzeitig geschätzt, dass bis zu einer Teufe von 1.500 m noch ein Kohlenvorrat von rd. 130 Mio. t Kohlen ansteht. Nach dieser Rechnung stehen noch etwa zwei Drittel des gesamten Vorrats zur Verfügung. Da man heute sehr viel größere Anforderungen an die Gewinnbarkeit stellen und die komplizierte Tektonik einem mechanisierten Abbau Grenzen setzen würde, ist mit einer Renaissance des Bergbaus in Hombruch auch in Notzeiten nicht zu rechnen. Von dieser Feststellung sind allerdings Gasbohrungen nicht ausgeschlossen – die wissenschaftliche Prüfung ist genehmigt.